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Dschinns - Roman

Fatma Aydemir

aus unserer Belletristik-Abteilung

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Fatma Aydemir

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Fatma Aydemirs großer Familienroman 'Dschinns' - "Ihr Sound hat eine Wucht, die abwechselnd ins Herz und in die Magengrube geht." Alena Schröder

In Dschinns erzählt Fatma Aydemir von den Familiengeistern einer Familie, die durch den plötzlichen Tod des Vaters feststellen, wie fremd sie sich sind.

Hüseyin Yilmaz hat als Arbeitsmigrant 30 Jahre in der Bundesrepublik gearbeitet und sich in den Fabriken kaputt geschuftet. Seine Frau Emine kommt nach ein paar Jahren nach, die Tochter Sevda bleibt in der Osttürkei zurück um sich um die Großeltern zu kümmern. Mit knapp fünfzehn Jahren kommt sie als Analphabetin nach Deutschland, sie muss sich gegen die Ablehnung ihrer Mutter behaupten und hat zwei jüngere Geschwister, die in die Schule gehen. Konnte sie sich in der Türkei noch gegen die Heirat mit einem wesentlich älteren Mann wehren, bleibt ihr hier keine andere Wahl als den erstbesten zu nehmen.

Schon bald versorgt sie die eigene Familie und arbeitet nachts in einer Wäscherei um etwas Geld dazu zu verdienen. Dies geht so lange gut, bis ihre Kinder beinahe bei einem Brandanschlag ums Leben kommen.

Ihr kleiner Bruder Ümit hat Probleme in der Schule und wird beim Fußballspielen gemobbt. Er kann sich nicht vorstellen, jemals in eine große Stadt zu ziehen so wie seine Schwester Peri, die in Frankfurt als einzige in der Familie studiert. Erst als er mit ihr durch Istanbul geht merkt er, dass Anonymität auch Freiheit bedeuten kann und er beginnt zu verstehen, warum sein Vater sich hier diese Wohnung gekauft hat.

Peri wiederum lebt ein freies aber auch einsames Leben in Frankfurt, fühlt sich fremd an der Uni aufgrund ihrer Arbeiterherkunft und dem Migrationshintergrund ihrer Eltern. Diese durften nie von ihrer Liebesbeziehung zu einem Mitschüler wissen und als dieser stirbt kann sie mit niemanden ihre Trauer teilen.

Hakan wiederum, der älteste Sohn der Familie möchte nicht so wie sein Vater werden und schmeißt seine Lehre in der Fabrik hin, um als Autohändler sein eigener Chef zu sein. Dass er damit in illegale Geschäfte verwickelt wird nimmt er in Kauf. Als er vom Tod seines Vaters hört, steigt er augenblicklich in sein Auto und es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, um noch rechtzeitig zur Beerdigung des Vaters nach Istanbul zu kommen.

Und so sitzen sie dann irgendwann alle zusammen in dieser fremden Wohnung, die sich Hüseyin erst vor kurzem gekauft, für die er so lange gespart und vieles auf sich genommen hat. Die er liebevoll und gemütlich eingerichtet hat, um hier zusammen mit seiner Frau Enime den Lebensabend zu verbringen, nur dass er bei der Ankunft einem Herzinfarkt erlegen ist. Alle fühlen sich in dieser Wohnung merkwürdig beobachtet und unwohl. Durch diese Situation werden sowohl die Gräben zwischen den Generationen aber auch zwischen den Eheleuten und die Isolation in der deutschen Gesellschaft noch einmal deutlich sichtbar.

Im islamischen Glauben ist der Dschinn ein Lebewesen, das gemeinsam mit den Menschen die Welt bevölkert, aber unsichtbar bleibt. Für Fatma Aydemir ist die Idee des Dschinns u.a. eine soziale und politische Frage: Welche Geschichten erzählen wir von uns und welche nicht, um in einer Gemeinschaft akzeptiert zu werden?

Der Roman 'Dschinns' spielt 1999 und erzählt in vielen Wendungen auch die Geschichte in den Jahrzehnten davor. Für Fatma Aydemir sind das auch die Jahre, die in Deutschland von der Allgegenwärtigkeit rechter Gewalt geprägt waren, und in der Türkei von Massakern. Die Strukturen, die sich in den neunziger Jahren gebildet haben, reichen bis ins Heute. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Hanau und Solingen. Gleichzeitig erlebe sie, wie sie in einem Interview sagt, oft, wie Nostalgie sich auf diese noch nicht ganz durchdigitalisierte Zeit richtet, in der wir alle einander angeblich viel näher waren.

"Ich glaube, das ist falsch. Viele Menschen waren vor zwanzig bis dreißig Jahren viel einsamer, als sie es heute wären. Denn es war deutlich schwieriger, Gleichgesinnte zu finden, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Auch darum geht es in Dschinns".

Das gesamte Gespräch ist auf der Seite des Hanser Verlages nachzulesen.

(av)


Dschinns, geb., Hanser, Carl GmbH + Co. Februar 2022 , 366 S., 24.- €, ISBN 3446269142

Leseprobe: Dschinns (PDF, ~0,4 MB)


Rezensionen

"Zu Aydemirs 'Dschinns' werden Literarhistoriker greifen, wenn sie 2122 beschreiben wollen, wie man vor 100 Jahren in Deutschland geschrieben hat." Olaf Przybilla, Süddeutsche Zeitung, 23.08.22

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Normdaten (Dschinns): VIAF: | GND: 1244423947


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Fatma Aydemir - Dschinns - EAN 9783446269149 ISBN 3446269142